Interview

Roboter arbeiten nicht für Menschen. Sie entlasten sie.

Interview mit Oliver Deifel über Automatisierung im End-of-Line-Prozess
D ie Produktionslinien im Lebensmittelbereich stoßen an ihre Grenzen. Hohe Qualitätsansprüche, schwankende Auftragslagen und der Mangel an Fachkräften machen insbesondere den End-of-Line-Bereich zu einem kritischen Engpass. Wie Bizerba mit modularen Automatisierungslösungen pragmatische Unterstützung bietet und was Unternehmen dabei beachten sollten, erklärt Oliver Deifel, Director Global Customer Solutions & Integration Business bei Bizerba.
Text: Bizerba
Foto: Bizerba interactive
  • Experience
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Herr Deifel, welche Herausforderungen erleben Sie aktuell in den End-of-Line-Prozessen?
Oliver Deifel |

Tatsächlich liegt der größte Schmerzpunkt bei Lebensmittelherstellern am Ende der Linie. Wenn Produkte etikettiert, kontrolliert, sortiert, verpackt und palettiert werden müssen, fehlen vielerorts die Fachkräfte – und das zuverlässig in jeder Schicht. Gleichzeitig steigen die Anforderungen an Qualität, Nachverfolgbarkeit und Hygiene. Diese Kombination macht Automatisierung im End-of-Line-Bereich nicht zu einem Nice-to-have, sondern zu einem Muss.

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Bei dem Thema Automatisierung denken viele zuerst an Roboter, die Menschen ersetzen. Wie sehen Sie das?

Das ist ein Missverständnis. Es geht nicht um Ersatz, sondern um Entlastung. Roboter übernehmen einfache, monotone oder körperlich anstrengende Aufgaben. Ein Beispiel ist das Ausrichten und Verladen von Produkten in Kisten. Dadurch entsteht Kapazität für Mitarbeitende an anderer Stelle und es wird eine gleichbleibende Qualität bei hoher Geschwindigkeit gewährleistet. Roboter arbeiten nicht für Menschen. Sie entlasten sie.

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Welche Aufgaben lassen sich am effektivsten im End-of-Line automatisieren?

Vor allem wiederkehrende Aufgaben. Dazu gehören sortieren, ausrichten, gruppieren, einlegen und palettieren. Hinzu kommen Etikettierung und Inspektion. Hier punkten wir mit hoher Präzision. Die große Kunst ist jedoch die Kombination. Eine durchdachte, integrierte Lösung, bei der alle Module nahtlos zusammenspielen und sich an bestehende Produktionsumgebungen anpassen.

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Wie hoch ist das konkrete Einsparpotenzial?

Das hängt stark vom Einzelfall ab. In der Praxis sehen wir jedoch Einsparungen beim Personalbedarf von bis zu 40 Prozent in Verpackungsbereichen. Das bedeutet jedoch nicht, dass Menschen ersetzt werden. Wir gleichen jedoch Engpässe aus, stabilisieren Prozesse und erhöhen gleichzeitig die Durchsatzleistung. Das ist ein klarer betriebswirtschaftlicher Vorteil.

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Und wie flexibel sind solche Lösungen? Viele Unternehmen fürchten hohe Integrationskosten.

Ein berechtigter Punkt. Deshalb setzen wir auf skalierbare Module, offene Schnittstellen und eine enge Abstimmung mit unseren Technologiepartnern. Unsere Systeme lassen sich gezielt in bestehende Linien integrieren. Oft ist dafür nicht einmal eine große Umgestaltung nötig. Hinzu kommt unsere Software BRAIN2, die für Transparenz und Rückverfolgbarkeit sorgt. So wird Automatisierung nicht nur effizienter, sondern auch auditfähig.

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Was würden Sie einem Unternehmen raten, das jetzt den Einstieg in die End-of-Line-Automatisierung plant?

Nicht warten, bis der Druck zu groß wird! Oft reichen bereits erste Teilautomatisierungen aus, um eine spürbare Entlastung zu schaffen. Wichtig ist, gemeinsam mit einem Partner zu starten, der die Sprache der Produktion spricht und versteht, dass Automatisierung kein Selbstzweck ist, sondern ein Werkzeug, um die Qualität, das Tempo und die Resilienz zu steigern. Genau das bieten wir bei Bizerba.

Oliver Deifel
Director Global Customer Solutions & Integration Business,
Bizerba SE & Co.KG
Oliver Deifel ist als Director Global Customer Solutions & Integration Business bei Bizerba tätig und verantwortet die Entwicklung und Umsetzung ganzheitlicher Automatisierungslösungen für die Lebensmittelindustrie und Logistik. Dank seiner umfassenden Erfahrung in der Systemintegration und seines tiefen Verständnisses für branchenspezifische Anforderungen treibt er die Digitalisierung und Effizienzsteigerung von End-of-Line-Prozessen voran. Unter seiner Leitung entstehen modulare und skalierbare Konzepte, die bestehende Produktionsumgebungen nahtlos ergänzen. Zusammen mit seinem Team realisiert er zukunftssichere Lösungen, die den Herausforderungen und Wünschen von Kundinnen und Kunden gerecht werden. Dank seiner Expertise ist er ein gefragter Ansprechpartner für Unternehmen, die ihre Produktionslinien nachhaltig optimieren möchten.
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